Separationen aus Druckdaten erstellen
Wer uns kennt der weiß, dass eine zentrale Rolle unserer Arbeit auch das Erstellen technisch wertvoller Tutorials für Brandowner, Designer, Agenturen, Drucker und Weiterverarbeiter einnimmt. Wir machen dies meist im Auftrag unserer Kunden, um auf Basis spezieller Demo-Verpackungen neue Materialien, Prozesse, Technologien vorzustellen und deren Verwendung im Druckalltag zu demonstrieren und zu veranschaulichen. Da diese Demoverpackungen meist sehr aufwendig gearbeitet und auch veredelt sind und wir gerade bei neuartigen Material- und Prozesskombinationen hier oftmals an der Grenze des aktuell technisch Machbaren arbeiten, stellen unsere Tutorials eine perfekte Schnittstelle zwischen dem technischen Support unserer Kunden und den Produktionsabteilungen deren Kunden her und vereinfachen den Planungsprozess immens.
Wir haben uns daher dazu entschlossen, auch hier bei LinkedIn viele dieser Tutorials zu veröffentlichen, mit den entsprechenden Kunden zu verlinken und somit einen Mehrwert für alle LinkedIn-Mitglieder, unsere Kunden und letztlich, über den Austausch zu diesen Tutorials mit allen Beteiligten, auch für uns zu schaffen.
Starten möchten wir heute mit einem Thema, das mir schon sehr oft als Rückfrage begegnet ist und das wohl viele Designer, PrePress-Fachleute und Drucker oftmals an prozesstechnische Grenzen führt.
Wer unsere Tutorials kennt, der hat auch schon gesehen, dass wir hier fast immer mit Ansichten der Farbseparationen unserer Druckjobs arbeiten. Doch wie kommt man an solche Farbseparationen heran? Insbesondere wenn man nicht gerade in der Druckvorstufe arbeitet und diese Separationen von einem Rip abgreifen kann, keinen ApogeeX-Workflow, keinen Zugriff auf Esko oder PitStop-Tools hat?
Nun, sofern man mit der Adobe-Collection arbeitet, geht dies auch mit Bordmitteln. Und zwar einfacher, als viele denken und vor allem auch vektorbasiert und hoch präzise. Sogar so präzise, dass man die so erzeugten Separationen dann später auch zur exakten Ermittlung der Flächendeckung verwenden kann, was vor allem in der Prozessplanung, z.B. zur Kalkulation der benötigten Farben, Lacke und Kleber, eine wichtige Information ist. Dies werden wir Ihnen jedoch dann in einem unserer kommenden Tutorials erklären.
Als Beispiel habe ich bewusst mal einen aufwendigen Verpackungsjob herausgesucht, den wir vor einigen Jahren für die PrintCity im Projektmanagement begleiten durften und der einmal im Offsetdruck bei Leupold und einmal im Flexodruck über eine Gallus ICS 670 produziert wurde. Wir konzentrieren uns heute auf die Offsetvariante, da diese sicherlich näher an den Produktionsparametern der meisten Designer und Druckdienstleister sein wird.
Bei diesem Druckjob für eine Süßigkeiten-Sekundärverpackung kamen damals außenseitig 4 lebensmittelechte Sonderfarben von Epple, drei lebensmittelechte Lacke von WEILBURGER Graphics, ein Effektpigment von Merck und zwei Heißpräge-Veredelungen von Kurz zum Einsatz.
Bei der Druckform handelte es sich um eine Mischform, auf der zwei Verpackungszuschnitte und zwei DIN A4 Samples ausgeschossen waren.
Wie auf diesem Screenshot erkennbar, waren alle Sonderformen bereits in einer einzigen Druck-PDF enthalten und auch die Lackstege sowie die Farbabnahmebalken hatten wir bereits mit angelegt, was dann später für die Kalkulation der Flächendeckung wichtig werden wird. Einzig der Druckkeil der Druckerei ist in diesen Daten noch nicht enthalten. Für diesen braucht man dann aber final einfach nur pauschal je nach verwendetem Keil 1 - 2 % Flächendeckung pro Kanal hinzuzurechnen.
Selbstverständlich kann man in Acrobat nun die einzelnen Farbauszüge bei einer solchen Composite-Datei jederzeit separat anzeigen lassen, wie in folgendem Screenshot am Beispiel des Pantone 376 C zu sehen ist.
Doch wenn man diese Auszüge nun als separate PDF haben möchte, um diese beispielsweise in einem Tutorial abzubilden, so ist dies nicht ganz so einfach, sofern man an dieser Stelle aus Qualitätsgründen nicht mit Screenshots arbeiten möchte.
Der Workflow:
Der erste Schritt, den man zur Extraktion der Farbseparationen benötigt ist, diese Druck-PDF als Postscript-File zu exportieren. Hierdurch werden alle Transparenzen, die seit PDF/X 4 möglich und erlaubt sind, reduziert und die Datei inklusive aller Überfüllungen, überdruckenden Elemente und Separationen auf eine postscriptfähige Flat-Ebene umgerechnet.
Hier muss man wegen eines Bugs in Acrobat, der seit Jahren nicht behoben wurde, darauf achten, dass die Dateinamen nicht zu lange werden. Sonst erhält man in späteren Schritten dann oftmals Fehlermeldungen, die man sich erstmal nicht erklären kann. Maximal 32 Zeichen haben sich hier als krisensicher erwiesen. Wie immer sollte auf die Verwendung von Sonderzeichen, Umlauten oder Leerzeichen im Dateinamen verzichtet werden. Dies ist kein Muss, aber spart öfters mal böse Überraschungen, wenn man sich an diese Nomenklatur einfach mal gewöhnt hat.
Achtung: Bitte geben Sie dieser Datei einen anderen Namen (vor dem .ps-Suffix), als der Quelldatei. Sonst wird die Quelldatei spätestens beim Rippen der neuen PDF überschrieben und geht unwiderruflich verloren.
Als nächstes muss man die korrekten Einstellungen zum Export dieser PostScript-Datei wählen. Als Druckerbeschreibungssprache zwingend Generic PostScript Printer wählen. Alle anderen Einstellungen führen später in aller Regel zum Abbruch des Rip-Vorgangs.
Achtung: Der Generic PostScript Printer ist ein virtueller Drucker mit PostScript-Print-Treiber, der je nach verwendetem Betriebssystem zuerst noch erstellt werden muss, sofern noch nicht geschehen. Eine Anleitung für Mac OS X (alle Versionen) bietet Adobe hier an und eine Anleitung für Microsoft Windows XP hier.
Nun muss nur noch unter dem Reiter Ausgabe die Option Farbauszüge gewählt werden.
Und der Export kann durch einen Klick auf Sichern gestartet werden.
Je nach Größe und Umfang der Bilder und vor allem der verwendeten Vektoren der Druckdatei sowie selbstverständlich der Leistungsfähigkeit des verwendeten Rechners kann dieser Prozess jetzt auch mal etwas länger dauern. Insbesondere da die PostScript-Datei keinerlei Komprimierung verwendet, werden diese Dateien auch in aller Regel sehr groß. Bei aufwendigen Druckjobs mit vielen Vektoren sind da schon mal ein paar Gigabyte möglich. Daher sollten man diesen Prozess auch nicht an einem zu klein bemessenen Rechner starten und immer darauf achten, dass noch ausreichend Festplattenspeicher zur Verfügung steht.
Als nächsten Schritt startet man nun den Acrobat Distiller und wählt Qualitativ hochwertiger Druck oder ein vergleichbares Profil aus der Druckvorstufe als Einstellung aus. Die PDF/X-Profile sollten hier nach Möglichkeit nicht verwendet werden, da auch diese mangels X-Standard in der PostScript-Datei ebenfalls oft zu Abbrüchen führen.
Nun einfach die soeben erzeugte PostScript-Datei der Warteschlange hinzufügen und den RIP-Prozess starten.
In neueren Versionen des Distillers wird nun noch eine Sicherheitswarnung ausgegeben, die man einfach nur bestätigen muss.
Sofern der Job fehlerfrei durchlief, sollte die finale PDF im Quellordner gespeichert worden sein und die Logdatei des Distillers ohne Fehlermeldung das Auftragsende quittieren.
Als nächstes öffnet man nun die gerade erzeugte PDF-Datei und prüft, ob diese sauber gerippt wurde.
Als finales Ergebnis sollte nun eine PDF-Datei erzeugt worden sein, die exakt das gleiche Seitenformat wie die Druck-PDF hat und so viele Seiten, wie Farbkanäle in der Druckdatei vorlagen. Für jede einzelne Separation, die nun als Schwarzauszug vorliegt, wurde eine neue Seite im PDF angelegt.
Und das Beste dabei: Oben in der Seitenübersicht (x von y) sind auch alle Seiten nun entsprechend der zugewiesenen Farbnamen gekennzeichnet, was die Zuordnung der Farbkanäle enorm erleichtert.
Nachfolgend nun die einzelnen Farbauszüge dieses Demo-Jobs:
Selbstverständlich benötigt man nun zur weiteren Verarbeitung nicht alle Auszüge. Insbesondere Hilfsseparationen wie Kleberauftrag oder zusätzliche Passmarken, Infos und Guidelines können meist vernachlässigt werden. Aber alle Separationen liegen nach wie vor in (PostScript)-Druckqualität vor. Dort, wo in der Druckdatei Vektoren angelegt waren, liegen auch jetzt noch Vektoren, nur halt farblich separiert und mit allen Über-und Unterfüllungen und entsprechend der Überdrucken-Einstellungen aufbereitet. Die Einzelseiten aus diesem Prozess lassen sich somit sogar in Illustrator wieder öffnen und können dort bearbeitet werden.
Sofern man diese Separationen farbig verwenden will (also den Magenta-Auszug beispielsweise auch in Magenta darstellen möchte), so empfehlen wir, die benötigte Seiten der PDF einfach als hochauflösende Tiff-Dateien zu exportieren und dann später beispielsweise in InDesign entsprechend einzufärben. Selbstverständlich sind es danach Bitmaps und keine Vektoren mehr, aber der Arbeitsaufwand ist so viel geringer, als die Vektoren alle einzelnen umzufärben.
Fazit: Der Prozess der digitalen Separation von Druckdaten ist – entsprechendes Wissen vorausgesetzt – eigentlich recht einfach und wenn man dies ein paar mal gemacht hat, keine große Herausforderung. Wir persönlich haben uns zusätzlich noch eine Automatisierung eingerichtet und brauchen somit nur die Druck-PDF in einen Hotfolder zu werfen und erhalten dann vollautomatisch die vollseparierte Enddatei inkl. der exportierten Tiffs. Dies bietet sich aber nur an, wenn man wie wir oft solche Separationen benötigt.
Sollte Ihnen dieses Tutorial gefallen haben, dann wäre es schön, wenn Sie uns hierfür ein Like geben oder einen Kommentar hinterlassen. Wie eingangs erwähnt, planen wir nun regelmäßig, über unseren neuen Newsletter Tutorials zu allen Themen unseres beruflichen Alltags rund um die Druck- Verpackungs- und Medienindustrie – aber auch mal zu Software-, App- und Webentwicklung – zu publizieren und freuen uns selbstverständlich über jedes Feedback, jede Empfehlung, jeden Share und jede konstruktive Kritik.
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PS: Das Projekt samt der zugehörigen Tutorials und dort verwendeten Separationen ist auf der Website der PrintCity zu finden.
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